Was war das für ein Gefühl, nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in der Tschechoslowakei ein Mädchen oder ein Junge deutscher Nationalität zu sein? Konnten sie zur Schule gehen, hatten sie etwas zu essen, hatten sie Spielsachen? Hatten sie etwas zu befürchten? Was konnten sie mitnehmen, als sie aus der Heimat vertrieben wurden, und was mussten sie zurücklassen? Was erwartete sie in den Sammel- und Arbeitslagern, in den Viehwaggons und schließlich im zerbombten Deutschland? Wann und unter welchen Bedingungen konnten sie die Orte ihrer Kindheit zum ersten Mal wiedersehen und wo fühlen sie sich heute zu Hause? Das vorliegende Werk hat selbst eine interessante Entstehungsgeschichte: Der Prager Dokumentarist Jan Blažek aus Post Bellum führte Interviews mit deutschen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, die als Kinder die Vertreibung aus der Tschechoslowakei erleben mussten. Der Schriftsteller Marek Toman bearbeitete diese Erinnerungen literarisch und schuf damit das Szenario für die bildhafte Umsetzung in eine Graphic Novel. Fünf junge tschechische Zeichner:innen (Jakub Bachorík, Magdalena Rutová, Stanislav Setinský, Jindřich Janíček) verliehen den jeweiligen Geschichten einen individuellen künstlerischen Charakter.